Fragen rund um die Koralle
Sind Korallenriffe nicht geschützt?
Viele Korallenriffe stehen heute unter Naturschutz. Die Korallen, welche Riffe bilden, leben direkt unter der Wasseroberfläche in geringen Tiefen, sind brüchig und zart verästelt. Die Korallen, welche für Schmuck infrage kommen, sind jedoch keine Riffkorallen, sondern Tiefseekorallen. Schmuck-Korallen leben in anderen geografischen Gebieten, in grosser Wassertiefe und haben komplett andere Eigenschaften als Riffkorallen.
Können Korallen im Mittelmeer nachhaltig geerntet werden?
Ja. Das Wachstum der Tiefseekorallen im Mittelmeer wird überwacht von der G.F.C.M. (General Fisheries Commission for the Mediterranean), einer Unterorganisation der FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nations). Die auf wissenschaftlichen Grundlagen basierende Vorschriften sind für alle Mittelmeer-Anrainerstaaten verpflichtend.
Der wichtigste Vertreter der wissenschaftlichen Gemeinschaft zum Schutz der Mittelmeerkorallen ist die Universität von Cagliari (Sardinien). Dank der Zusammenarbeit der Universität, der G.F.C.M und dem italienischen Staat ist Sardinien führend in der Forschung zum Schutz von Corallium rubrum.
Die wichtigsten Punkte der Vorschriften, welche die Ernte von Mittelmeerkorallen regeln:
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Das Ernten von Korallen ist einzig durch Flaschentaucher unter Verwendung eines Hammers erlaubt. Alle anderen Methoden sind verboten.
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Der Gebrauch von ROV (Remote Operated Underwater Vehicles) kann einzig für das Aufsuchen und Erkunden von Korallen in bestimmten Gebieten erlaubt werden, und zwar ausschliesslich zu Studienzwecken, nicht fürs Ernten.
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Die Gewinnung von Korallen in Tiefen über 50 Metern ist verboten.
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Über alle geernteten Korallen müssen Berichte abgegeben werden, welche sowohl über den Umfang der Ernte, als auch über das Gebiet und die Wassertiefe Aufschluss geben.
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Das Ernten von kleinen Kolonien ist verboten, konkret betrifft dies Kolonien mit Ästen von einem Durchmesser von unter 7 mm, gemessen an deren Basis. Die maximale Toleranz beträgt 10% der gesamten Erntemenge der betreffenden Kolonie.
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Die Ernten müssen an ausgewiesenen Häfen an Land gebracht werden, wo die Übereinstimmung mit den regionalen Vorschriften betreffend Menge, Tiefe und Gebieten überprüft werden.
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Seit 2014 werden die Regionalen Vorschriften der G.F.C.M. in verschiedenen Workshops regelmässig diskutiert und überprüft - so können sie jederzeit an die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse angepasst werden.
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Die GFCM-Erlässe sind verbindlich für jedes Land, welches an das Mittelmeer angrenzt. Es steht den einzelnen Ländern jedoch frei strengere Massnahmen zu ergreifen.
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Sollte es auf Grund der gesammelten Berichte wissenschaftliche Erkenntnisse ergeben, dass sich das Wachstum in einem Gebiet verlangsamt, kann es für die Korallenernte geschlossen werden, bis die Korallen nachgewachsen sind.
Lässt sich diese Nachhaltigkeit bescheinigen?
Ja. Fundort, Menge und Tiefe der Ernte, aus welcher der Rohmaterialankauf besteht, werden auf der Rechnung aufgelistet.
Und wie stehts mit der Nachhaltigkeit im Pazifik?
Anders als im Mittelmeerraum erfolgt der Abbau hier mit Unterwasserrobotern, welche exakt programmiert werden, sodass nur geeignete Äste abgesägt werden. Dies wird von Meeresbiologen bestimmt, nachdem der Meeresgrund gescannt wurde. Der Abbau kann bis zu einer Tiefe von 1’000 Metern erfolgen. Es gibt klare Richtlinien, wann welche Korallenart, wo abgebaut werden darf.
Zentren des Korallenhandels für Pazifikkorallen waren lange Taipei und Hong Kong. Aktuell sind diese Handelsplätze von geringerer Bedeutung und der Handel von unbearbeiteter Pazifikkoralle sehr eingeschränkt.
Die Pazifikkoralle unterliegt einer sogenannten Cites-Pflicht. CITES, die Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora, ist eine weltweite Vereinigung zum Schutz von bedrohten Tier- und Pflanzenarten. So können die Erntemengen und Handelswege kontrolliert werden.
Können Korallen in einem in sich geschlossenen System gezüchtet werden?
Noch nicht, aber es wird geforscht, um es in die Praxis umzusetzen. Die Idee ist, das Wachstum, wie beim Aufpfropfen von Obstbäumen, anzuregen.